Förderklasse - "Ein geschenktes Jahr"

Die Förderklasse mit dem Schwerpunkt „Geistige Entwicklung“ der Lebenshilfe Grafschaft Diepholz besteht seit 2005. Sie ist Teil der Paul-Moor-Schule, anerkannte Tagesbildungsbildungsstätte. Die Förderklasse arbeitet aber unabhängig von der Paul-Moor-Schule nach einem eigenen Konzept. „Unser Ziel ist es, jedes Kind bestmöglich auf den Besuch der Regelschule vorzubereiten“, so Klassenleiterin Gunda Themann.

Die Förderklasse bietet Platz für maximal acht Kinder und jedes Kind erhält eine individuelle Förderung. Schwerpunkte sind dabei die Konzentration, die auditive Wahrnehmung, die Sprache und die Kommunikation. Der Unterricht verläuft ähnlich wie an der Regelschule mit verschiedenen Fächern. Der Bewegungsanteil ist hoch, aber auch Kunst und Musik gehören dazu. Ziel ist es auch, die Kinder an den Unterricht zu gewöhnen, wie er später in der Regelschule ablaufen wird.

„Ein weiterer Vorteil unserer Förderklasse ist, dass bei Bedarf auch die Therapie durch Logopäden, Ergotherapeuten und/oder Physiotherapeuten vor Ort angeboten wird. Die Therapieangebote sind ein wichtiger Baustein in der Vorbereitung auf die Schule und das bietet den Eltern den Vorteil, dass sie nicht nach der Schule mit den Kindern die Therapien besuchen müssen. So kann die Freizeit zusammen genutzt werden“, so Themann. Und das Konzept der Förderklasse geht auf, denn mindestens 70 Prozent der Kinder gehen im weiteren Schulleben an eine Regelschule.

Wann kommt der Besuch der Förderklasse in Frage? Nach Rücksprache mit den Lehrkräften der jeweiligen Grundschule, wenn in der Schuleingangsuntersuchung ein entsprechender Förderbedarf festgestellt wurde. Viele Eltern sind dann verständlicher Weise erstmal verunsichert und bei allen Fragen stehen wir gerne zur Verfügung“, so Gunda Themann.

Eine Mutter, dessen Kind bis zum letzten Sommer die Förderklasse besucht hat – den Namen möchte Sie nicht veröffentlicht haben – berichtet nur positives. Bei ihrem Sohn sei eine Entwicklungsverzögerung aufgetreten, die sich unter anderem im sprachlichen Bereich geäußert hatte, aber auch darin, dass seine Konzentration nicht so ausdauernd gewesen sei und er sich leicht habe ablenken lassen. Schon im Kindergarten habe er Unterstützung erhalten, und nach Gesprächen mit den Erzieherinnen habe man sich verschiedene Schulformen angesehen – „alles andere als die Förderklasse hat uns aber nicht überzeugt.“ Positiv überrascht gewesen seien sie von der Größe der Förderklasse mit maximal acht Kindern. „Gerade für Kinder, die noch sehr viel Aufmerksamkeit und Unterstützung benötigen, ist dies natürlich ein riesiger Vorteil und gibt den Lehrpersonen die Möglichkeit, auf die individuellen Bedürfnisse und Persönlichkeiten der Kinder einzugehen.“

Das Jahr in der Förderklasse betrachte sie als „geschenktes Jahr“: Einerseits habe ihr Sohn den nötigen Input bekommen mit dem Einhalten von Unterrichtszeiten oder dem Bearbeiten von Arbeitsblättern, und andererseits sei das in der kleinen Gruppe geschehen – „das war der goldene Mittelweg“. Für ihren Sohn sei es sehr wichtig gewesen, die verschiedenen vorschulischen Übungen oft wiederholen zu können und in einem langsamen Tempo an den Schulalltag gewöhnt zu werden: „Grundlegende Dinge, wie die Arbeitsplatzorganisation, wie verhalte ich mich in einer Klasse oder wie halte ich meinen Stift korrekt, konnte unser Kind in diesem einen Schuljahr gut verinnerlichen.“
„Wir sind uns sicher, dass diese Schritte auch dafür gesorgt haben, das Selbstvertrauen des Kindes zu stärken und den Übergang an die Regelschule zu erleichtern“, betont die Mutter.

Foto: Gunda Themann, Klassenleitung