Fachtagung der DHG: Selbstbestimmte Teilhabe und gute Pflege
26.03.2025

Am 24. und 25. März 2025 fand im Haus der Kirche in Kassel die diesjährige Fachtagung der Deutschen Heilpädagogischen Gesellschaft (DHG) statt. Insgesamt kamen 250 Fachleute aus ganz Deutschland zusammen, um vor Ort zu diskutieren und sich auszutauschen.
Unter dem Titel Selbstbestimmte Teilhabe und gute Pflege für Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung und komplexem Unterstützungsbedarf an der Schnittstelle von Eingliederungshilfe und Pflege wurden aktuelle Herausforderungen und zukunftsweisende Modelle zur Verzahnung beider Leistungssysteme diskutiert.
Dringlichkeit der Thematik
Nach wie vor bestehen erhebliche Probleme an der Schnittstelle zwischen Eingliederungshilfe und Pflege. Insbesondere für Menschen mit komplexen Beeinträchtigungen besteht ein gleichzeitiger Bedarf an Teilhabe- und Pflegeleistungen. In der Praxis sind kreative Lösungen gefragt, um eine integrierte Leistungserbringung zu gewährleisten und Fehlentwicklungen, wie die Reduzierung von Teilhabeleistungen auf Pflege, entgegenzuwirken. Die Fachtagung der DHG diente dazu, einen breiten fachlichen Diskurs anzustoßen und das Recht auf selbstbestimmte Teilhabe zu stärken.
Beteiligung der Lebenshilfe
Eva Brischke-Bau, Geschäftsführerin der Lebenshilfe Grafschaft Diepholz und aktives DHG-Mitglied, moderierte gemeinsam mit Professor Dr. Christian Huppert und weiteren Expertinnen den ersten Teil der Tagung. Im Fokus standen die politischen und sozialrechtlichen Herausforderungen an der Schnittstelle von Eingliederungshilfe und Pflege: Wo entstehen Brüche zwischen den Systemen? Welche bundesweiten Unterschiede gibt es in der Umsetzung des BTHG? Und wie kann verhindert werden, dass Menschen mit hohem Unterstützungsbedarf aus der Teilhabe „herausdefiniert“ und in die Pflege gedrängt werden? Impulse dazu gaben Vertreter*innen des Bundesministeriums für Arbeit und des Bundesministeriums für Gesundheit, der Bundesarbeitsgemeinschaft der überörtlichen Träger der Sozialhilfe sowie ein Fachanwalt für Sozialrecht. Auch wissenschaftliche Beiträge bereicherten die Diskussion. Besonders eindrucksvoll: Die persönlichen Berichte von Selbstvertreter*innen und Angehörigen, die sichtbar machten, wie existenziell diese Fragen für Betroffene sind.
Der zweite Tag stand im Zeichen der Praxis: In interaktiven Workshops wurden kreative Modelle zur besseren Verzahnung von Leistungen vorgestellt und diskutiert. Auch zwei Kolleginnen der Lebenshilfe Grafschaft Diepholz, Hannah Hansen, Pädagogische Leitung, und Janina Bergstedt, Leitung Wohnen Sulingen, brachten ihre Expertise ein und gaben einen Workshop zu inklusiven Wohnformen & pädagogischer Begleitung.
Fazit
„Oberstes Ziel muss es sein, dass Selbstbestimmte Teilhabe unabhängig vom Pflegebedarf gewährleistet ist. Dafür braucht es eine verlässliche Finanzierung und einheitliche Qualitätsstandards welche bundesweit geregelt sind,“ fasst Eva Brischke-Bau die beiden Tage zusammen. Die Teilnehmenden der Fachtagung waren sich zudem einig, dass die Zusammenarbeit zwischen Eingliederungshilfe und Pflege gelingen kann – mit tragfähigen Konzepten. Auf dem Weg zu mehr Selbstbestimmter Teilhabe sollten Praxisprojekte gestärkt und die Sichtbarkeit betroffener Menschen erhöht werden.
Weitere Informationen zu den Workshops und Inhalten der Tagung sind auf der Webseite der DHG abrufbar: www.dhg-kontakt.de/tagungen.


